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Die Nachfrage nach Lambach-Pumpen war groß. Das kleine Unternehmen hatte sich gut etabliert und war in ganz Mitteleuropa bekannt für seine zuverlässigen Wasserpumpen. Die Wirtschaft des Deutschen Reiches blühte auf am Höhepunkt der Industrialisierung wie nie zuvor. Wirtschaft, Technik und Wissenschaft brachten Fortschritt und Wohlstand, aber in der Politik herrschten noch immer die alten, fast mittelalterlichen Vorstellungen. Der Journalist und Politiker Friedrich Stampfer nannte damals das Deutsche Reich das "wirtschaftlich stärkste, best verwaltete und schlechtest regierte Land Europas", und damit hatte er wohl recht.

Im August 1914 trat Kaiser Wilhelm II in den zwischen Österreich-Ungarn und Serbien entbrannten Krieg ein. Der Erste Weltkrieg begann, die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, von der zum Schluss ein Viertel der Erdbevölkerung betroffen war und die über fünfzehn Millionen Menschenleben kosten sollte. Die Leute, die die Wirtschaft in Gang hielten, Arbeiter und Angestellte genauso wie ihre Vorgesetzten und Firmeninhaber, wurden eingezogen. Man ging davon aus, dass der Krieg binnen Wochen oder Monaten gewonnen sein würde und setzte fast alle Wirtschaftskraft dafür ein, wohlwissend, dass das auf Kredit geschah.

Auch Wilhelm Lambach und seine Mitarbeiter mussten zum Militär, die Firma wurde geschlossen und ruhte bis 1918 vollständig.


Wilhelm Lambach mit einer neuen doppelt wirkenden, stehenden Pumpe D500, fertig zur Lieferung und Installation.
Als der Krieg zu Ende war, lag die Wirtschaft am Boden, das Deutsche Reich war ausgeblutet. Die Handwerker und Bauern, die ihre Ersparnisse vertrauensvoll für Kaiser und Vaterland als Kriegsanleihen hingegeben hatten, waren ruiniert. Für Investitionen fehlte das Geld. Schon seit Kriegsbeginn 1914 war die deutsche Währung immer schneller verfallen, bei Kriegsende 1918 war sie nur noch die Hälfte wert. Die von den Siegermächten aufgezwungenen Reparationsleistungen gaben der Reichsmark den Rest, sie verlor von Tag zu Tag, von 1922 an von Stunde zu Stunde an Wert. Es herrschte ein heute in Europa kaum noch vorstellbares Elend. In dieser Zeit starben in Mitteleuropa mehr als eine Million Menschen an Hunger und an durch Unterernährung ausgelösten Krankheiten.

Gottlieb Lambach verlor sein gesamtes, für den Lebensabend angespartes Vermögen. Zu stolz, Almosen anzunehmen, und wohl auch verbittert darüber, um die Früchte seiner langjährigen, erfolgreichen Arbeit betrogen worden zu sein von Kaiser und Vaterland, nahm er sich das Leben.

Wilhelm Lambach gelang es, den Betrieb und seine Familie mit Reparaturen und Gelegenheitsarbeiten über die unmittelbare Nachkriegszeit und die Inflation hinweg zu retten. Erst nach der Beendigung der Inflation durch die Einführung der Rentenmark am 15.11.1923 ging es wieder aufwärts, und jetzt wurden auch wieder Pumpen gefragt.

Wieder folgten einige gute Jahre. Die Pumpen wurden in praktisch allen deutschen Mittelgebirgen eingesetzt, außerdem in Luxemburg und im überwiegend deutschsprachigen Sudetenland in der Tschechoslowakei, die gerade erst 1918 aus den Landesteilen Tschechien und Slowakei des ehemaligen Kaiserreiches Österreich-Ungarn entstanden war.

Gerade als sich die Wirtschaft wieder halbwegs erholt hatte kam der Schwarze Freitag, der 13. Mai 1927. Am Tag zuvor hatte die Deutsche Reichsbank vor den extrem hohen Aktienkursen der überhitzten Berliner Börse gewarnt, da brachen die Kurse um mehr als 30% ein. Weitaus schlimmer wirkte sich aber der "Schwarze Donnerstag" am 24. Oktober 1929 aus, an dem die US-Börse zusammenbrach und eine Weltwirtschaftskrise bis dahin unbekannten Ausmaßes ausgelöst wurde. Das war das Ende der "Goldenen Zwanziger", Unternehmen brachen zusammen, die öffentlichen Gehälter wurden um ein Viertel gekürzt, die Sozialleistungen drastisch reduziert. Die Arbeitslosigkeit wuchs, fast ein Drittel der Arbeitnehmer verloren ihre Stelle. Wieder folgten harte Jahre, es wurden so gut wie keine neuen Pumpen gebaut und die Firma hielt sich über Wasser mit Reparaturen und Schlosserarbeiten.

Der älteste Sohn von Wilhelm Lambach, geboren 1903, Wilhelm Lambach junior, zur Unterscheidung meist "Willy" genannt, war gerade mit seinem Studium fertig geworden als Diplomingenieur. Da er keine adäquate Anstellung fand, trat er 1931 in den väterlichen Betrieb ein als Schlosser, arbeitete dann von 1932 bis 1933 als Reise- und Montageingenieur und schließlich bis Mitte 1934 als Betriebsleiter. Dann fand er eine Anstellung bei einer Fliegerschule, die seiner Ausbildung entsprach, und die ihn schließlich zu seiner militärischen Karriere führte.

Etwa 1935 besserte sich die Lage und es ging wieder einmal aufwärts. Einige Jahre lang wurden wieder Pumpen hergestellt bis in den Krieg hinein, als kein Material mehr zu bekommen war. Bereits 1940 war es äußerst schwierig, selbst einfachste Materialien zu beschaffen. So schrieb Lambach Anfang Februar einem Kunden, er könne ihm anstatt der bestellten Stopfbüchsenpackung nur eine kleine Menge trockenes Hanfseil liefern, das dieser in einer siedenden Mischung aus 2 Teilen Rindertalg und 1 Teil Maschinenöl einlegen solle. Für die Zukunft empfahl er, alte Säcke gründlich zu waschen, in 8 cm breite Streifen zu schneiden und in der genannten Mischung zu präparieren.