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Lambach-Pumpen • Legendäre Technik aus Marienheide Stand: 19.06.2014
Lambach-Pumpen versorgten zwischen etwa 1890 und 1980 große Teile der ländlichen Bevölkerung mit Trinkwasser. Sie brachten den Menschen auf dem Land den Fortschritt, der bis dahin den Einwohnern der Großstädte vorbehalten war, und auf den ein Großteil der Menschheit heute noch verzichten muss. Sauberes Wasser, das wichtigste, durch nichts zu ersetzende Lebensmittel, kam direkt ins Haus, hygienisch und sicher gefördert von Maschinen, die weder elektrischen Strom, noch Kohle, Öl oder eine sonstige Energiequelle brauchten und die jahrzehntelang zuverlässig funktionierten!

Die imposanten und ein bisschen geheimnisvollen Maschinen sind heute gefragte Ausstellungsstücke, fast schon Kultobjekte, Denkmale für intelligente, langlebige und umweltfreundliche Technik. HiTec aus dem 19. Jahrhundert!


Gottlieb Lambach um 1900
Gottlieb Lambach, 1838 in Griemeringhausen bei Marienheide als Sohn einer Bauernfamilie geboren, hatte den Beruf des Mühlenbauers erlernt. Einige Jahre lang hatte er vor allem in Russland Mühlen gebaut und dabei durch sein Können, harte Arbeit und Sparsamkeit einiges Kapital zusammengetragen, um ein Anwesen mit einer Haferflockenmühle in Oberwipper erwerben zu können und sich als selbständiger Mühlenbauer niederzulassen. Er baute die Mühle um zu einer Sägemühle, richtete eine Maschinenwerkstatt ein und stellte fortan technische Einrichtungen für die vielen wasserbetriebenen Mühlen an Wipper, Linge und Kerspe her, darunter auch die vielen Pulvermühlen. Er hatte Erfolg, das Unternehmen florierte.

1883 richtete er zusätzlich eine Ziegelei ein und nahm 1885 einen damals hochmodernen Ringofen in Betrieb. Er erhielt außerdem die Genehmigung zum Bau von Bahngleisen zwischen den Ortschaften Linge und Löh zur Beförderung von "Erdmaterial für die Fabrikation von Ziegeln", wie es in den Akten des Gemeinderates heißt. Hergestellt wurden wohl vor allem Dachziegel, die verstärkt gebraucht wurden. Fast alle Häuser in der Umgebung besaßen noch Strohdächer, die nach und nach durch Ziegeldächer ersetzt wurden, um die Gefahr von Feuersbrünsten einzudämmen. Das hier gefundene Tonmaterial war allerdings nicht besonders gut geeignet, deshalb gab Lambach das Geschäft 1898 auf Pachtbasis an die Ziegelei Wirth ab, die ihren Sitz in Marienheide-Kotthauserhöhe hatte und dort noch bis 1972 produzierte. Die Ziegelei in Oberwipper wurde bis etwa 1905 betrieben. Einige Gebäudeteile sind noch heute vorhanden, so z.B. der Trockenkeller.

 

Das Bild von etwa 1890 zeigt die Maschinenfabrik Gottlieb Lambach in Oberwipper und darüber die Ziegelei. Im Vordergrund steht der Firmengründer Gottlieb Lambach, der Erfinder der Lambach-Pumpen. Der Fotograf stand in der Nähe der Gastwirtschaft Eduard Brochhagen, Hauptstraße 3, die bis 1927 betrieben und deren Gebäude 1969 abgebrochen wurde. Dort, gegenüber der ehemaligen Aral-Tankstelle, heute Auto-Servicestation, befindet sich seit Jahrzehnten einer der Parkplätze der Firma Rüggeberg. Die Stelle wird auch heute noch "Lambachsmühle" genannt. Rechts im Bild die Linger Straße (zur Lingesetalsperre) und die Brücke über die Wupper (die hier noch "Wipper" heißt), so wie sie heute noch existieren.

Dieser Blick bietet sich heute nicht mehr, obwohl die Gebäude teilweise noch immer existieren und gut zu erkennen sind. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist Marienheide grüner und grüner geworden, um den Ortskern herum und auch im Ortskern selber sind tausende Bäume gewachsen, so auch hier in Lambachsmühle.

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde im Rahmen der Industrialisierung und der damit verbundenen Entstehung größerer Siedlungen die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser immer wichtiger, nicht zuletzt auch als Löschwasser für die Feuerwehren. In Großstädten gab es inzwischen Wasserwerke mit meist dampfbetriebenen Pumpenanlagen, Vorratsbehältern, Wassertürmen und Leitungsnetzen zur Hausversorgung. Auf dem Lande versorgte sich die Bevölkerung nach wie vor wie seit dem Mittelalter. Man holte das Wasser aus Bächen, Teichen und Brunnen und trug es in Eimern und ähnlichen Behältnissen nach Hause. Vor allem in den hoch gelegenen Dörfern bedeutete das, Wasser über weite Wege aus den Tälern herbei zu schleppen, in jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Abgesehen von der mühseligen Beschaffung, bestand auch immer die Gefahr der Wasserverschmutzung durch Tiere, Pflanzenteile und Eintrag durch die Schöpfbehälter. Ein Großteil der Infektionskrankheiten wurde auf diesem Weg übertragen.

Gottlieb Lambach mit seinem umfangreichen Physik-Wissen und seinem phänomenalen technischen Verständnis und Vorstellungsvermögen hatte in den 1880er Jahren die Idee einer Maschine zur Förderung von Wasser in hoch gelegene Ortschaften. Diese "Lambach-Pumpe", die er selbst als "Wassersäulenmaschine" bezeichnete, funktionierte nicht nur sehr umweltfreundlich. Sie wurde angetrieben durch Wasser, es war keine weitere Energie nötig. Der statische Druck der Wassersäule in einem Bach genügte, um Wasser hoch hinauf in eine Ortschaft zu pumpen, wo es in einem Vorratsbehälter oder Wasserturm gespeichert und ins Ortsnetz eingeleitet wurde. Das war in einer Zeit, als selbst in den meisten Großstädten noch kein elektrischer Strom zur Verfügung stand, die perfekte Lösung! Schnell waren die ersten Abnehmer für die Pumpen gewonnen.