Bergische Eisenstraße
Bergische Eisenstraße
Wichtige mittelalterliche Transportstrecke für Roheisen aus dem Siegerland und dem Oberbergischen in den Raum um Remscheid und Solingen, wo es v.a. zu Messern (Solingen) und Werkzeugen (Remscheid) verarbeitet wurde. Die älteste bekannte Erwähnung als "Yser-Stras" stammt von 1715 (Erich Philipp Ploennies, Kartograph), aber sie existierte zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon etwa 300 Jahre lang.

Sie begann in zwei Armen – der eine kam vom Siegerländer Eisenbergwerk Musener Stahlberg (Ferndorf-Musen) über Wendenerhütte, der andere von Siegen über Freudenberg – die sich in Hillmicke auf dem Huppen bei Wenden vereinigten. Der weitere Verlauf ging über Iseringhausen und Gelslingen bei Drolshagen, Hecke und Baldenberg bei Reichshof-Eckenhagen, Gummersbach-Derschlag, Gummersbach, Marienheide, Marienheide-Kempershöhe, Wipperfürth-Dohrgaul, in Wipperfürth über die Wipper-Furth (hier ändert sich der Name der "Wipper" in "Wupper"), Hückeswagen-Fürweg, Hückeswagen-Kleineichen, wieder über eine Wupper-Furth nach Hückeswagen-Tannenbaum, Hückeswagen, Hückeswagen-Höhsiepen, Hückeswagen-Goldenbergshammer, Hückeswagen-Forsten und Hückeswagen-Engelsburg bis nach Remscheid.

Die Straße war nicht befestigt und bestand überwiegend aus festgefahrenen "Karrengleisen" – in den Boden eingedrückte Radspuren – die im Laufe der Jahre immer tiefer wurden und die bei Bedarf mit Steinen aufgefüllt wurden. Also ähnlich bäuerlichen Fuhrwegen, wie man sie mancherorts noch heute antrifft (soweit sie nicht schon geteert sind), aber sie war eine äußerst wichtige Handelsstraße. Aus einem Remscheider Dokument geht hervor: 1791 transportierten 12150 Karren mehr als 6075 Tonnen Eisen und Stahl auf dieser Straße. Und natürlich wurden über sie auch andere Güter transportiert, landwirtschaftliche Produkte, Schieß-, Kanonen- und Sprengpulver (aus der Gegend zwischen Marienheide und Wipperfürth-Ohl), Textilien, Eisenwaren, Steine.

Als man gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Bau befestigter Straßen begann, die das ganze Jahr über und praktisch bei jedem Wetter gut zu befahren waren, verlor die Bergische Eisenstraße an Bedeutung. "Befestigte Straßen" hieß, sie besaßen eine Packlage, die das Eindringen der Karrenräder in den Boden und damit die Bildung von Karrengleisen verhinderte, darauf eventuell eine Kiesschicht. Die Fahrschicht selbst bestand überwiegend aus dem Erdboden, den man an Ort und Stelle vorfand. Pflasterstraßen gab es nur dort, wo es um Präsentation ging, in manchen Städten (vor allem um die Rathäuser herum) und bei reichen Höfen.

Viele Abschnitte der Bergischen Eisenstraße existieren noch heute. Ein Hohlweg zwischen Hückeswagen und Goldenbergshammer wurde als Bodendenkmal unter Schutz gestellt, ebenso ein Abschnitt bei Altenothe (Bergneustadt), wo sich über die Jahrhunderte Karrengleise und sogar ein Hufabdruck – an einer Stelle, die die Zugpferde immer wieder als "Stufe" benutzt haben – in den Fels gegraben haben.
Etliche Teile werden heute als Wanderwege genutzt. Andere Teile der Eisenstraße wurden befestigt und gingen in den neuen Straßen auf.

Literatur: Harry Böseke, "Die Bergische Eisenstraße", ISBN 3-923495-71-4 (2003)