Die Wupper 30.12.2008
Die Wupper entspringt als "Wipper" mit mindestens 37 kleinen und kleinsten Quellen (eine davon wurde brunnenartig eingefaßt) bei Marienheide-Börlinghausen (441 m ü. NN) und mündet nach 112,8 km bei Leverkusen zwischen den Stadtteilen Rheindorf und Wiesdorf (34 m ü. NN) in den Rhein.

Das Hochmoor oberhalb des Quellgebietes besitzt eine ganz spezielle Vegetation, zu der viele äußerst seltene Pflanzen gehören, wie z.B. das Drüsige Springkraut und einige Orchideenarten. Das Gebiet wurde bereits 1968 unter Naturschutz gestellt und ist das älteste Naturschutzgebiet des Oberbergischen Kreises. Das Quellgebiet selbst steht seit 1991 ebenfalls unter Naturschutz.

Die wichtigsten Nebenflüsse der Wupper sind Kerspe, Bever, Schwelme, Morsbach und Dhünn. Der natürliche Verlauf der Dhünn endete allerdings in einer Mündung direkt in den Rhein, durch Kanalisierung hat man sie 1840 kurz vor der Mündung in die Wupper umgeleitet.
Alle Nebenbäche von der Quelle bis Leiersmühle

An der Wupper liegen die Städte und Gemeinden Marienheide, Wipperfürth, Hückeswagen, Radevormwald, Ennepetal, Schwelm, Wuppertal, Solingen, Remscheid, Leichlingen und Leverkusen.

Die Wupper trägt auf den ersten etwa 15 km von der Quelle bis Leiersmühle in Wipperfürth den Namen "Wipper". In neueren Karten wird der Fluß aber oft bereits ab der Einmündung der Kerspe bei Wipperfürth-Ohl (Neuenhammer) "Wupper" genannt. Die Namensänderung erklärt sich wahrscheinlich aus der alten Schreibweise "Wyper" oder "Wypere": das "y" wurde örtlich unterschiedlich wie "i" (rheinisch in Wipperfürth) oder wie "u" (westfälisch) ausgesprochen. Über die Entstehung des Namens selbst gibt es keine Erkenntnisse, sondern nur Vermutungen. Der Name stammt wahrscheinlich noch aus keltischer Zeit, davon geht man übrigens bei fast allen Flüssen und Bächen des Oberbergischen Kreises aus. Vor allem die Endsilben "-pe", "-per" und "-er" sollen darauf hindeuten. "Wipper" bedeutet demnach ein quirliges, springendes, "wippendes" Gewässer, das die Wipper auf Grund des recht starken Gefälles – auf den ersten 5 km über 100 m – auch tatsächlich ist.

Bevor das Tal der Wupper in preußischer Zeit urbar gemacht wurde, war es größtenteils sumpfig und bis auf wenige Stellen für Fahrzeuge unpassierbar. Im Mittelalter mußte man zumindest in den regenreichen Jahreszeiten zur Überquerung der Wupper große Umwege nehmen, um zu einem passierbaren Fußpfad oder gar zu einer trockenen Straße mit einer Furt durch den Fluß zu gelangen. Einer solchen Furt verdankt die Stadt Wipperfürth ihren Namen und sicher auch ihre große Bedeutung im Mittelalter. Hier, bei dem weit und breit einzigen auch für Fuhrwerke sicheren Übergang, trafen natürlich alle Straßen und Wege zusammen. Wipperfürth ist die älteste Stadt im Bergischen Land, sie war Hansestadt und hatte zeitweise Münzrecht. Die Furt befand sich bei dem Stadtteil Leiersmühle, dort ist auch heute noch eine wichtige Straßenkreuzung.

Im Jahr 1911 hat man den gesamten Flußverlauf von Opladen (heute Stadteil von Leverkusen) bis zur Mündung kanalisiert und stellenweise mit Deichen versehen. In Opladen befand sich auch jahrhundertelang eine der wenigen Brücken über die Wupper. Ende der 1950er Jahre wurde ein Teil des Flußbettes mit flachen Steinen eingefaßt, um den Lauf zu stabilisieren, so z.B. zwischen Wipperfürth und Hämmern. Ende der 1960er Jahre wurde die Wuppermündung verlegt, um Platz für eine Erweiterung der Bayer-Werke zu schaffen.

Inzwischen ist der komplette Oberlauf wieder natürliche bzw. naturnahe Weide- und Auenlandschaft, in der sich der Fluß bei starkem Hochwasser ungehindert ausbreiten und verlaufen kann und wirtschaftliche Schäden kaum entstehen können.

Schwere Hochwasser ereigneten sich u.a. 1852 und 1890, dabei entstanden am Unterlauf der Wupper jeweils große Schäden. 1890 kamen in Barmen 5 Menschen ums Leben, auch von totem Vieh wird berichtet. Wie gefährlich der eigentlich harmlos wirkende Fluß auch heute noch sein kann, zeigte sich am 2. April 2006 bei starkem Hochwasser. Bei der Solinger Ortschaft Rüden stürzte eine vierspännige Pferdekutsche in die Wupper, weil eines der Pferde scheute. Der Kutscher und seine zwei Passagiere konnten sich ans Ufer retten, aber die Pferde ertranken. Zwei Tiere wurden von den Fluten mitgerissen und konnten erst in Leverkusen geborgen werden, die beiden anderen fand man am nächsten Morgen nahe der Unfallstelle zusammen mit der Kutsche. An der dramatischen Rettungs- und Bergungsaktion waren über 130 Feuerwehrleute beteiligt, außerdem Taucher, Sanitäter und Polizisten, 25 Fahrzeuge, mehrere DLRG-Boote und zwei Hubschrauber. Ein Solinger Feuerwehrmann geriet dabei selbst in Lebensgefahr, er wurde von der Strömung mitgerissen und durch das Rettungsseil unter Wasser gezogen. Praktisch in letzter Sekunde konnte er von seinen Kameraden aus höchster Not gerettet werden.

Die Wupper ist an keiner Stelle schiffbar, wird aber trotzdem oft als "der fleißigste Fluß Deutschlands" bezeichnet, weil in ihrem gesamten Verlauf bereits im Mittelalter Industrie von großer Bedeutung entstand. Hier standen Wasser und Wasserkraft zur Verfügung, und außerdem gab es in der nahen Umgebung wichtige Rohstoffe und Arbeitskräfte. Es gab Steinbrüche (siehe "Grauwacke") und Erzbergwerke, die Erze konnten dank des ursprünglichen Waldreichtums und des ansässigen, sehr erfahrenen Köhlerhandwerks an Ort und Stelle verhüttet und dank Wasserkraft veredelt und weiterverarbeitet werden. Die hier gewonnenen Produkte waren so wertvoll und wichtig, daß das Gebiet trotz der schwierigen Gelände- und Witterungsverhältnisse relativ früh für den Lastverkehr erschlossen wurde (siehe auch "Eisenstraße", "Schwarzpulver"). So entstand die "Chaussee" – der Verlauf der heutigen B256/B237 zwischen Gummersbach und Hückeswagen – als eine der ersten befestigten Straßen Deutschlands bereits um 1820.

In Börlinghausen, also schon im Quellgebiet, gab es Erzbergwerke. Hier wurde ganz besonders hochwertiges, manganhaltiges Eisenerz abgebaut. Das Börlinghauser Eisen hat zusammen mit den ebenso hochwertigen Produkten aus dem Siegerland u.a. zu dem legendären Ruf der "Solinger Klingen" beigetragen. Verhüttet wurde es im Linger Grund mit der Wasserkraft der Linge und in Marienheide-Singern mit der Wasserkraft der Wipper, nur etwa 4 km hinter ihrer Quelle und 80 m tiefer. Hier, wo sie nur wenig mehr als 1 m breit ist, wurde ihr Wasser in Stauteichen gesammelt. Es trieb Hammerwerke, Getreide-, Öl- und Pulvermühlen an. Das setzte sich im gesamten weiteren Verlauf fort. Einige der Stauanlagen waren in Resten noch bis in die 1970er Jahre erhalten, inzwischen sind die alten Erddämme aber fast vollständig verschwunden. Etwa von Hückeswagen an kamen noch Textilhandwerk und -industrie hinzu, die das Wasser der Wupper vor allem zum Bleichen und Färben verwendet. Im 19. Jahrhundert entstand aus den Färbereien eine chemische Industrie, so vor allem Bayer Leverkusen.

Die jahrhundertelange Nutzung der Wupper führte natürlich auch dazu, daß die Wasserqualität immer schlechter wurde. Während auch nach dem Mittelalter noch der Fischfang eine wichtige Rolle spielte, gab es Mitte des 20. Jahrhunderts nur noch im Oberlauf Fische, der weitere Flußverlauf war zur Kloake verkommen. Die Wupper galt als einer der am stärksten verschmutzten Flüsse Deutschlands und wurde nicht nur in einem Atemzug mit Elbe und Rhein genannt, es gibt Berichte, nach denen die Wupper nach der Emscher der dreckigste Fluß Deutschlands war. Erst in den 1970er Jahren, als Natur- und Umweltschutz zum Pressethema geworden war und ein allgemeines Umdenken einsetzte, begann ein umfassendes Wasserschutzprogramm. Daß alle, einschließlich Politik und Wirtschaft, von Anfang an mitmachten, führte sehr schnell zu einer Verbesserung der Wasserqualität. Inzwischen gibt es im gesamten Verlauf der Wipper/Wupper wieder reiches Leben.

Sehenswürdigkeiten

Im Verlauf der Wupper befinden sich auch einige besondere Sehenswürdigkeiten:

Die Wupperquelle in Marienheide-Börlinghausen (www.wupperquelle.de)

Die Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid, eingeweiht am 15. Juli 1897, ist mit 107 m noch heute die höchste Eisenbahnbrücke und die höchste Stahlgitter-Brücke Deutschlands.
(www.muengstener-bruecke.de)

Die Wuppertaler Schwebebahn ist weltberühmt. Lange vor der Entstehung der Stadt Wuppertal wurde sie in mehreren einzelnen Teilstücken für den Verkehr freigegeben ab dem 1. März 1901, und am 27. März 1903 in ihrer vollen Länge von 13,3 km. Sie überspannt die Wupper auf einer Länge von 10 km. Damals verband sie die Städte Barmen und Elberfeld, die mit weiteren Gemeinden im Jahr 1929 zur Stadt Wuppertal zusammengeschlossen wurden.
(www.schwebebahn.de)
(www.wuppertal.de)

Schloß Burg in Solingen-Burg, war nach Altenberg der zweite Stammsitz der Grafen von Berg und ist heute eine der größten restaurierten Burganlagen Deutschlands. Sie beinhaltet ein interessantes Museum.
(www.schlossburg.de)

Wupperweg Seit Mai 2005 führt der 125 km lange Wanderweg "Wupperweg", eingerichtet vom Sauerländischen Gebirgsverein SGV und vom Wupperverband, von der Quelle bis zur Mündung.
(www.wupperweg.de)
(www.sgv.de)
(www.wupperverband.de)

"Über die Wupper gehen"
Der relativ kleine Fluß ist im gesamten deutschen Sprachbereich so bekannt wie sonst nur die großen schiffbaren Ströme Rhein, Elbe, Oder und Donau oder der Fluß Ruhr, der dem Ruhrgebiet den Namen gab. Das dürfte u.a. an der Schwebebahn und der Großstadt Wuppertal liegen, aber nicht zuletzt auch an dem Spruch "über die Wupper gehen", allgemein gebräuchlich für "verschwinden", "verlorengehen", "sich aus dem Staub machen", "pleite gehen", "kaputtgehen" oder auch "sterben".

Über diesen Ausdruck werden etliche unterschiedliche Entstehungsgeschichten erzählt. Die eine besagt, daß ein Gefängnis der heutigen Stadt Wuppertal an der Wupper stand, die Todeszellen oder die Hinrichtungsstelle sich jedoch auf der anderen Seite des Flusses befanden, so daß die Todeskandidaten "über die Wupper gingen".
Ein bißchen weniger brutal ist diese Version: Das Amtsgericht von Elberfeld befand sich auf der einzigen Insel in der Wupper. Insolvente Unternehmer mußten zum Konkurs anmelden "über die Wupper gehen". Übrigens heißt diese Insel noch heute "Gerichtsinsel", und noch heute befinden sich dort sowohl das Amtsgericht als auch das Landgericht.
Einer anderen Geschichte zu Folge gingen die im Tal der Wupper ansässigen Textilarbeiter "über die Wupper", als sie hier keine Arbeit mehr fanden und für viel weniger Lohn im Märkischen arbeiten mußten.
Nach wieder einer anderen Erzählung entstand der Ausspruch, weil die Grenze zwischen Preußen und dem Bergischen Land bei der Stadt Barmen (heute Stadtteil von Wuppertal) durch die Wupper verlief. Als König Friedrich Wilhelm I., der "Soldatenkönig", 1713 gekrönt worden war, entsandte er Soldatenwerber u.a. auch in die preußische Grafschaft Mark. Dort hatten sie junge Männer zu rekrutierten, durchaus auch gegen deren Willen. Wer davor sicher sein wollte, mußte "über die Wupper gehen" ins Bergische Barmen.
Möglicherweise aber rührt der Ausspruch auch schlicht daher, daß viele Anreiner der Wipper / Wupper sich angewöhnt hatten, ihren Gartenunrat und sogar Müll einfach über den Fluß in die Wiese zu werfen, oder auch im Wasser verschwinden zu lassen.

Interessant ist die weite Verbreitung dieses Ausdrucks. Man kennt ihn überall, wo Deutsch gesprochen wird, auch in der Schweiz und in Österreich.